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Mt. Kilimanjaro –
Glücksgefühle am Dach Afrikas
Wie kommt man auf die Idee, den Kilimanjaro zu besteigen?
Eine ziemlich gute Frage, die mir oft gestellt wurde und die im Nachhinein gar nicht so leicht zu beantworten ist. Alles fing damit an, dass ich vor einigen Jahren herausfand, dass der Kilimanjaro trotz seiner stolzen 5.895m keinerlei technischer Skills bedarf, was ihn zum einfachsten Gipfel der Seven Summits macht. Im 1. Lockdown habe ich mich dann ausführlich damit auseinandergesetzt und beschlossen, dass ich mir die Besteigung zu meinem 30. Geburtstag schenke.
Wie bereitet man sich auf die Besteigung des Kilimanjaros vor?
Es gibt zahlreiche Routen, die auf den Kilimanjaro führen. Durch meine intensive Recherche habe ich mich relativ schnell für die Lemosho Route entschieden. Diese Route ist länger und daher etwas weniger überlaufen als die bekanntesten Wege, oftmals wird sie auch als die landschaftlich am lohnenswerteste Route bezeichnet. Durch den längeren Aufstieg (in meinem Fall 5 Tage) hat man eine bessere Möglichkeit zur Akklimatisierung und erhöht die Erfolgschance. Das war mir besonders wichtig, immerhin macht man das ja meist nur einmal.
Auf eigene Faust darf man den Kili nicht besteigen, sondern man muss die Besteigung über eine der zahlreichen Agenturen inkl. Guide & Träger buchen. Damit beginnt die nächste Herausforderung: die Auswahl der Agentur. Unternehmen, die eine Kili Besteigung anbieten, gibt es wie Sand am Meer. Mir persönlich waren folgende Punkte wichtig:
Schließlich habe ich mich für Habari Adventure entschieden und kann das Unternehmen von ganzem Herzen weiterempfehlen.
Um die ca. 75km & 5.000 Höhenmeter in dieser Höhe bewältigen zu können, benötigt man eine gewisse Grundfitness. Da ich ohnehin viel Ausdauersport und ergänzend Krafttraining mache, habe ich nicht spezifisch für den Kilimanjaro trainiert. Auch wenn man keine alpinistischen Fähigkeiten für den Kili benötigt, war es mir aber wichtig, dass ich mich auf andere Probleme konzentrieren kann (Stichwort Höhe & Kälte) und die körperliche Fitness nicht zu meinen Problemen zählt.
Wie viel kostet eine Kilimanjaro Besteigung?
Bei Habari Adventure haben wir 1750 USD pro Person bezahlt. Darin enthalten sind der Permit, die gesamte Organisation inkl. Guides, Träger und Koch, Verpflegung für 7 Tage, Zelt, Schlafsack & Isomatte, Transfer von und zum Flughafen sowie eine Nacht vor und eine Nacht nach der Tour im Hotel.
Hinzu kommen dann noch Trinkgeld und der Flug. Die gesamte Ausrüstung kann man ausleihen, ich würde aber dringend empfehlen, diese selbst mitzubringen oder in Österreich zu leihen, da die Qualität des Leihmaterials fraglich ist und eine schlechte Isomatte und eine günstige Polyester-Jacke, die als „Daunenjacke“ dienen soll, für schlaflose und bitterkalte Nächte sorgen 😉
Alles in allem bin ich somit auf knapp €3.000 für die Kilimanjaro Besteigung gekommen. Im Anschluss haben wir noch eine Safari gemacht und einige Tage auf Sansibar verbracht, schließlich kommt man nicht so oft in diese Gegend. Insgesamt also kein günstiges Vorhaben, aber jeden Cent wert.
7 Tage, 1 Zelt, keine Dusche
Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass ich 7 Tage in einem Zelt schlafen und nicht duschen werde, um den höchsten Berg Afrikas zu besteigen, ich hätte es nicht geglaubt! Genau diese 7 Tage haben mich aber wahnsinnig geprägt.
Wir sind jeden Tag relativ früh gestartet und mit einigen Pausen bis zum späten Nachmittag gewandert. Das Motto lautet „Pole, Pole“ also „langsam, langsam“. In Tansania gehen nicht nur die Uhren etwas langsamer, dieses meditative Gehen ist auch wichtig für die Akklimatisation. Langweilig war der Weg aber nie, schließlich wandert man durch 5 verschiedene Vegetationszonen.
2 Dinge, die für mich in dieser Woche am schönsten waren:
Die Nächte waren kalt. SEHR kalt. Dabei hatten wir noch Glück mit ca. -8 Grad in unserer letzten Nacht, in der es auch mal -20 Grad werden können.
Die Gipfelnacht
Nach unserem letzten Abendmahl und einem kurzen Power Nap sind wir um 22.30 Uhr vom Basecamp auf 4.670 Meter zum Gipfel aufgebrochen. Durch das extrem langsame Gehen wird einem nicht wirklich warm, ich hatte aber genügend Schichten Kleidung an, wodurch die Kälte kein großes Problem war. Die Höhe setzte mir zum Glück auch nicht wirklich zu, dafür machte mir die Müdigkeit um ca. 1 Uhr nachts richtig zu schaffen. Nachdem ich es irgendwie geschafft hatte, dem Drang mich einfach neben den Weg zu legen und ein Nickerchen einzulegen zu widerstehen, ging es wieder gut voran.
Und dann kam der für mich magischste Moment: genau zum Sonnenaufgang erreichte unsere Gruppe den Stella Point auf 5.756 m. Von hier aus sind es noch ca. 150 Höhenmeter zum höchsten Punkt Afrikas. Mir wurde klar, dass ich es tatsächlich gleich geschafft habe und am höchsten freistehenden Berg der Welt stehen werde. Ein paar Freudentränen konnte ich nicht verbergen, aber das ist in dieser Höhe doch ganz schön anstrengend ;). Eine Stunde später standen wir am Dach Afrikas, dem Uhuru Peak auf 5.895 m, was für ein unbeschreiblich befreiendes Gefühl, das man niemals beschreiben kann.