Traunsee Trailrunning CLUB

ON TOUR

Unsere TTClub Mitglieder berichten von ihren Trailrunning Abenteuern. 

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Weitwandern bretagne

Thres am Zöllnerpfad

Mein Urlaub am Zöllnerpfad in der Bretagne war zwar kein Trailrunning-Abenteuer – da mich Tanja aber so lieb gebeten hat, was dazu zu schreiben, erzähl ich euch ein bisschen was zu den zwei Wochen entlang der bretonischen Küste. Die Trails am GR34 würden sich nämlich für ein Running-Abenteuer bestens eignen – mit einem etwas anderen Fokus und mit einem etwas leichteren Rucksack. 

Vor einiger Zeit hat mich eine Freundin gefragt, ob ich mit ihr diesen Sommer einen Trail gehen möchte. Um mal den Kopf freizukriegen, um ein paar Dinge im Leben zu sortieren. Der sportliche Aspekt war eher nebensächlich – und spannend. Wir konnten beide nicht einschätzen, wie es sein wird, mit einem Rucksack auf dem Rücken im Hochsommer eine unbekannt lange Strecke zu gehen. Aus diesem Grund haben wir auch so gut wie nichts vorab geplant.

Die Entscheidung für die Bretagne fiel irgendwann im Frühling – der Zöllnerpfad erschien uns ideal für unseren ersten Try im Weitwandern. Immer der Küste entlang, nicht viele Höhenmeter, landschaftlich und kulinarisch sehr einladend. Wir haben also mal einen Flug nach Rennes gebucht und uns dann recht willkürlich einen Ausgangsort für unseren Start gesucht. Der Zöllnerpfad/Sentier des douaniers/GR34 ist gesamt über 2.000 km lang, wir haben uns ein Teilstück ausgesucht, das landschaftlich vielversprechend ausgesehen hat – mit türkisfarbenem Meer und rosa Felsen. Von Rennes ging es daher mit dem Zug (einigermaßen spannend und mit viel Verspätung durch die zahlreichen Anschläge auf den Zugverkehr in Frankreich am Eröffnungstag der Olympischen Spiele) und mit dem Taxi nach Erquy. Der Taxler hat uns erstmals auf dieser Reise an unsere Grenzen der französischen Sprache gebracht – das hat sich im Laufe der Reise nicht geändert. Abseits des Tourismus ist Englisch in der Bretagne nur in Kombination mit Händen und Füßen eine Option, um sich zu verständigen. Unser Französisch ist nach den 2 Wochen hingegen wieder auf Top-Niveau. 😉

Am nächsten Tag in der Früh ging es los – zu Fuß, mit einem 10kg-Rucksack auf dem Rücken, in Richtung Westen. Angedacht hatten wir ca. 20-25 Kilometer pro Tag, haben daher tags zuvor in 20 km Entfernung unsere erste Unterkunft am Weg gebucht. Mal langsam reinstarten war der Plan. Nach diesen ersten 20 Kilometern und etwas über 500 Höhenmetern war uns – aus unterschiedlichen Gründen (1x diverse offene Blasen an den Zehen und 1x starkes Brennen/Schmerzen an den Fußsohlen und Fersen) – klar, dass die nächsten Etappen etwas kürzer ausfallen werden. Ab Tag 2 sind wir also im Schnitt 10-15 Kilometer gegangen, mit je ca. 250-350 Höhenmetern. Es ging nie wirklich hoch rauf, einfach nur den ganzen Tag Hügel rauf und Hügel runter der Küste entlang, von einer schönen Bucht in die nächste. Von Erquy über Hillion und Binic in Richtung Paimpol und L’Arcouest – diese Teilstrecke war angenehm einsam, wir haben kaum andere Wanderer getroffen (in der Sommer-Hochsaison hatte ich vorab schon eher erwartet, dass es hier – ähnlich dem Jakobsweg – von Rucksack-Touristen nur so wuseln wird). In Summe sind uns in den 2 Wochen sicher mehr Trailrunner als Wanderer begegnet. Den einzigen Regentag haben wir dann – ohne Rucksack J – auf der Insel ‚Île de Bréhat’ verbracht. Diesen Tag haben wir am Abend auch genutzt, um ein landschaftlich nicht so prickelndes Teilstück mit einer Taxifahrt zu überbrücken. Tags darauf gings dann weiter von Trévou-Tréguignec über Perros-Guirec und Tregastel nach Trébeurden. Aufgrund der wirklich schönen rosaroten Granitlandschaft war es rund um Perros-Guirec ungut wuselig, da sind wir sehr schnell durch und wieder weg von den ganzen Sandalen-Touristen. Nach den einsamen Tagen waren hier für unseren Geschmack viel zu viele Menschen unterwegs.

Insgesamt haben wir etwas mehr als 160 Kilometer geschafft, mit ca. 3.350 Höhenmetern. Plus die täglichen Fußmärsche zum und vom Abendessen (add-on ca. 30-35 Kilometer). Es war nämlich so: da wir nichts vorausgebucht hatten und von Tag zu Tag geplant haben, gab es in unseren gewünschten Gehweiten meist nur 1-2 Unterkünfte, die zur Auswahl standen. Da war von einem Zelt bis zu einem 4*-Hotel alles dabei. Am tollsten waren die Privatzimmer in einem alten Schloss oder bei Omi & Opi. Bei den Omis haben wir auch richtig gutes Frühstück bekommen – nur leider kein Abendessen. Restaurants waren teils weit und breit keine zu finden – wir sind dann also abends auch nochmals einige Kilometer zur nächsten Crêperie oder zum jeweiligen „Kirchenwirt” gelatscht, und wieder zurück. Diesmal aber in Flip-Flops (Birkenstock wären gscheiter gewesen).

Körperlich haben uns beiden nur die Nachwehen vom ersten Tag länger nicht ausgelassen. Meine Zehen haben sich komplett entzündet (kann mal bitte jemand ein Blasenpflaster für die Spitzen der kleinen Zehen entwickeln, dass 1.) hält und 2.) bei angeschwollenen Zehen dann auch im Schuh noch Platz hat ohne höllische Schmerzen zu verursachen??).

 Es ging aber nach den ersten 500 Metern jeden Tag wieder erstaunlich gut, nur die Pausen durften nicht zu lang sein. Auch an den Rucksack hatten wir uns nach nur 3-4 Tagen gewöhnt, die schmerzenden Druckstellen bei den Schlüsselbeinen und Hüftknochen haben schnell nachgelassen. Gegen Ende der Reise, haben wir die Streckenlängen wieder etwas erhöht, da wären dann auch die 20 km vom Start wieder problemlos drin gewesen. Und wir wären beide sehr gerne noch ein paar Tage – oder eher Wochen – weitergegangen.

Fazit aus TTC-Sicht: am GR34 in der Bretagne gibts wunderschöne Trails zum Laufen – nicht nur einmal hab ich zu meiner Freundin am Weg gesagt, dass ich hier sehr gerne als Läuferin unterwegs wäre. Große Empfehlung!!

TIPPS UND TRICKS:

  • Den Rucksack hatten wir unterschätzt. Bei einer Wettervorhersage mit Temperaturen zwischen 12 und 25 Grad und mit den Regen-Wahrscheinlichkeiten am Atlantik ging es – trotz Minimalismus – nicht unter 8 kg. Mit Wasser und etwas Essen waren es dann ca. 10 kg. Wenn man normalerweise mit einer Flask in der Hand unterwegs ist, macht das einen gewaltigen Unterschied. Mehr als 10 Kilos würde ich nicht empfehlen.
  • Die Wegmarkierungen des GR34 sind teils von der Meeresluft sehr verwittert und teils äußerst kreativ angebracht. Es war bis zum letzten Tag ein Suchspiel. Die Alpenvereins-App war hier sehr hilfreich.
  • Ich bin normalerweilse nicht Blasen-anfällig. Meine spontane Entscheidung, doch noch schell wasserfeste Schuhe für die Wanderung zu kaufen und mitzunehmen war nicht die beste Idee. Gut eingelatschte Schuhe, die mindestens 1/2 Nummer zu groß sind – das wäre die einzig richtige Idee dazu gewesen. An dieser Stelle: braucht irgendwer wasserfeste HOKA Speedgoat 5 in Größe 38?
  • Beim nächsten Mal werden wir langsamer anfangen und uns dann nach ein paar Tagen in Richtung 15-20 km steigern. Ist wohl die gscheitere Variante. J Oder jemanden suchen, der mit dem Auto und dem Gepäck fahren mag und – dann wohl sehr viel längere Strecken – laufen. Das wäre wohl die gscheiteste Variante.